Grit Boettcher

Grit Boettcher, 78, erlitt eine Netzhautablösung und war plötzlich blind.

„Es ist ein Wunder, dass ich wieder sehe.“

Die Netzhaut kleidet das Innere unseres Auges wie eine Tapete und schickt das Licht über den Sehnerv ins Gehirn, damit wir sehen können. Im Alter kann sich die Netzhaut lösen. Das macht sich anfangs mit „Blitzen“, später mit Schatten, einem sich absenkenden Vorhang gleich, bemerkbar. Diese Symptome hatte die Schauspielerin Grit Boettcher erlebt und sah „schwarz“.

„Es passierte mitten auf dem Atlantik. Ich war für Dreharbeiten auf einem  Schiff auf dem Weg nach Kuba. Eines Tages wurde ich plötzlich auf dem linken Auge blind. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes schwarz gesehen“, erzählt die deutsche Schauspielerin Grit Boettcher, 78, über jenen dramatischen Moment, in dem sie auf einem Auge überraschend ihre Sehkraft verlor. Zu allem Unglück konnte der Schiffsarzt nicht helfen. „Er sagte, ich hätte eine Netzhautablösung auf dem linken Auge. Er war verzweifelt und ich musste so schnell wie möglich in eine Klinik.“ Wenige Tage später war Grit Boettcher zurück in München (D) und wurde sofort operiert.

Der Glaskörper zerrt an der Netzhaut
„Tatsächlich ist bei einer Ablösung der Netzhaut Gefahr im Verzug“, bestätigt der Augenarzt Dr. Matthias Bolz, von der Augenklinik des Kepler Universitätsklinikums in Linz und erklärt, wie es dazu kommen kann. „Die Netzhaut kleidet das Innere des Auges wie eine Tapete aus. In ihr befinden sich die Fotorezeptoren, die das wahrgenommene Licht über den Sehnerven an das Gehirn weiterleiten. An der Netzhaut anliegend, das Augeninneren ausfüllend, liegt der Glaskörper. Er besteht im Grunde aus Gel, das sich im Alter verflüssigt. Bei diesem Prozess kann passieren, dass sich der Glaskörper von seiner Unterfläche, der Netzhaut, abhebt und an Stellen der Netzhaut zieht. Dies können Betroffene als Lichtblitze wahrnehmen und es besteht das Risiko, dass durch den Zug ein Loch in die Netzhaut gerissen wird. Anfangs kommt es zum Netzhautdefekt. Spült sich über das entstandene Loch Flüssigkeit unter die Netzhaut, hebelt sie sich von ihrer Unterfläche ab und es kommt zur Netzhautabhebung.

Ein „Rußregen“ wird sichtbar
Eine beginnende Netzhautablösung läuft schmerzfrei ab. Das früheste Symptom sind Lichtblitze, die später gehäuft auftreten können und sogar im Dunkeln wahrnehmbar sind. „Meist weist die Netzhaut zu diesem Zeitpunkt noch keine Defekte auf. Wer wartet, riskiert aber, dass die Netzhaut einreißt und es zu Blutungen im Augeninneren kommt. Die Patienten sehen dann Phänomene, die wie Rußregen oder Wolken aussehen. Hebt sich die Netzhaut schließlich ab, sehen die Patienten einen Schatten, so als ob ein Vorhang fällt.“
Der „Vorhang“ war bei Grit Boettcher gefallen, die Angst zu erblinden war plötzlich ganz nah. „Bei der Operation bekam ich ein Silikon-Ölkissen in das Auge, um darauf die Netzhaut wieder aufzubauen. Jetzt kann ich auf dem linken Auge tatsächlich wieder sehen. Für mich ist es ein Wunder. Ein Dreivierteljahr hatte ich damit zu kämpfen. Erst nach und nach konnte ich wieder beidseitig gut sehen.“

Kurzsichtige sind gefährdet
Dr. Bolz rät, bei Lichtblitzen, Rußregen oder Schatten im Auge immer einen Augenarzt aufzusuchen, auch außerhalb der Öffnungszeiten einer Ordination oder eine Notfallambulanz einer Augenabteilung im Spital. Vor allem kurzsichtige Menschen haben ein erhöhtes Risiko einer Netzhautabhebung, denn bei ihnen ist das Auge relativ lang gebaut, die Netzhaut dadurch stark gespannt.
Für die Diagnose untersucht der Augenarzt die Netzhaut, nachdem er die Pupille weitgetropft hat. „Wird ein begrenzter Netzhautdefekt entdeckt, hilft eine Laserbehandlung.“ Dabei werden um den Netzhautdefekt kleine Laserherde gesetzt, die nach wenigen Tagen vernarben und die Netzhaut an ihrem Untergrund fixieren. Diese Behandlung ist schmerzfrei“, erklärt Dr. Bolz.
Ist die Netzhaut an bereits abgelöst, ist eine Operation in Vollnarkose oder unter lokaler Betäubung notwendig. Die Ärzte kennen hierzu verschiedene Techniken. „Bei allen ist eine Entspannung des Glaskörpers das Ziel. Bei einer häufig durchgeführten Technik wird über kleinste Zugänge am Rand des Auges der gelartige Glaskörper abgesaugt und die Netzhaut wieder angelegt. Weil das Auge ständig Wasser nachproduziert, hält der Augeninnendruck auch nach der Operation stabil.“ Nach der Operation kann sich das Sehvermögen zuerst verschlechtern, weil die abgelöste Netzhaut Zeit benötigt, um sich zu erholen. Doch Augentropen und regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt unterstützen die Heilung, die nach ein paar Wochen abgeschlossen ist. Danach ist das gute Sehen wieder möglich.