Diabetische Netzhauterkrankungen gibt es nicht

Diabetische Netzhauterkrankungen gibt es nicht

Innovationen haben die Augenheilkunde in den letzten 10 Jahren revolutioniert. Einerseits steht dem Augenarzt mit der optischen Kohärenztomografie eine völlig neue diagnostische Lasertechnologie zur Verfügung, mit der man in Bruchteilen von Sekunden krankhafte Netzhautveränderungen feststellen kann. Andererseits ermöglicht die intravitreale Medikamentenapplikation von Anti-VEGF-Präparaten eine rasche und effektive Therapie der diabetischen Netzhautschwellung und somit eine deutliche Sehverbesserung innerhalb weniger Tage. Beide Verfahren, sowohl die optische Kohärenztomografie als auch die intravitreale Medikamentenapplikation von Anti-VEGF-Präparaten haben sich inzwischen zum „goldenen Standard“ in der routinemäßigen Diagnostik und Therapie der diabetischen Netzhautschwellung entwickelt.

Lebensqualität

Das Problem ist nur, dass abgesehen von einem einzigen Bundesland in Österreich Kostenträger nicht bereit sind, die optische Kohärenztomografie in den Leistungskatalog der Augenärzte aufzunehmen. Und sowohl im Gegensatz zur herkömmlichen Lasertherapie Anti-VEGF-Präparate das Sehvermögen des Diabetikers nicht nur stabilisieren, sondern auch wesentlich verbessern, wird die Leistung der intravitrealen Medikamentenapplikation ebenfalls nicht refundiert.
Augenärzte sind jedenfalls in der Lage, massive Sehverschlechterungen gerade infolge von Diabetes zu verhindern bzw. wieder rückgängig zu machen. Das erhält und erhöht nicht nur die Lebensqualität des individuellen Diabetikers, sondern vermeidet auch nicht unbeträchtliche Ausgaben für ansonsten stark sehbehinderte Patienten.

Teamwork

Der Schlüssel zum Erfolg der Therapie von diabetischen Netzhautveränderungen liegt darüber hinaus in einer engen Zusammenarbeit mit Diabetologen, wie die Kooperation der Universitätsklinik für Endokrinologie (o. Univ.-Prof. Dr. Luger) und der Augenklinik (o. Univ.-Prof. Dr. Schmidt-Erfurth) des AKH Wien unter Beweis stellt.

Dr. Matthias Bolz, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie, Oberarzt an der Universitätsklinik des AKH Wien